Verhütung

Hormonfreie Verhütung – welche Möglichkeiten gibt es?

Das Bewusstsein über die Nebenwirkungen und Risiken hormoneller Verhütung ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Das Verhältnis zwischen Nutzen und Schaden von Pille, Verhütungsring, Hormonspirale und Co. rückt stärker in den Fokus und bewegt viele Frauen zum Umdenken. Ein erhöhtes Thromboserisiko, Libidoprobleme, Gewichtszunahme, Depressionen, Auswirkungen auf die Gefühle & Warhnehmung, …. Die Liste ist leider viel zu lang. Oft kommen die Auswirkungen auch erst nach dem Absetzen der Hormone zum Vorschein. Das ist jedoch leider auch nicht verwunderlich, denn die künstlichen Hormone greifen in unseren natürlichen Zyklus ein.

Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich nur zu gut nachvollziehen, dass der Schritt weg von den künstlichen Hormonen nicht immer leicht ist. Auch, wenn es bereits verschiedenste alternative Verhütungsmittel- und Methoden gibt, so ist die Aufklärung durch Ärzte leider oft stark einseitig geprägt. Zudem halten sich einige hartnäckige Gerüchte und Mythen über die verschiedenen hormonfreien Methoden.

Ich möchte euch in diesem Beitrag daher die gängigsten Alternativen der hormonfreien Verhütung vorstellen. Dabei möchte ich euch einen Überblick über die wichtigsten Infos der jeweiligen Methode, ihre Sicherheit, die Kosten sowie Vor- & Nachteile geben.

Barrieremethoden

Das Kondom

Das Kondom ist nicht nur zur Verhütung geeignet, sondern
schützt gleichzeitig auch vor der Übertragung sexueller Krankheiten. Die
Voraussetzung dafür ist natürlich die korrekte Anwendung des Kondoms. Kondome
sind grundsätzlich frei von Nebenwirkungen. Es können jedoch allergische
Reaktionen auf Inhaltsstoffe wie Latex auftreten. Dafür gibt es jedoch
spezielle latexfreie Kondome. 

Methodensicherheit: 2

Anwendersicherheit: 18

Die Methodensicherheit zeigt, dass die Verhütung mit Kondomen eine sehr
zuverlässige Methode ist. Die Zahlen zur Anwendersicherheit zeigen jedoch, dass
in der Anwendung im Alltag häufig Fehler auftreten, die die Sicherheit der
Methode gefährden.

Folgende Faktoren können beispielsweise die Sicherheit von Kondomen
beeinträchtigen: falsche Größe, falsches Abrollen, abgelaufene Kondome,
beschädigte Kondome, falsches Gleitmittel

Kosten: Je nach Hersteller/Packungsgröße etwa 0,50€/Stück

Vorteile:

  • leicht anzuwenden
  • nicht verschreibungspflichtig
  • zusätzlich Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten
  • kann überall mitgenommen werden
  • Nutzung nur bei Bedarf

Nachteile:

  • häufig Fehler in der Anwendung
  • es muss immer daran gedacht werden
  • reduziertes Empfinden bei manchen Paaren

Das Diaphragma

Das Diaphragma ist eine Barrieremethode für die Frau und wird in die Vagina eingeführt. Dort sitzt es direkt vor dem Muttermund und versperrt somit den Weg der Spermien in die Gebärmutter. Zusätzlich zum Diaphragma wird die Verwendung eines Gels empfohlen, das die Beweglichkeit der Spermien hemmt und so zusätzliche Sicherheit ermöglicht. Vor dem Sex wird das Gel auf das Diaphragma aufgetragen und anschließend eingesetzt. Nach dem Sex bleibt das Diaphragma noch etwa 6-8 Stunden im Körper der Frau und kann dann entfernt werden.

Methodensicherheit: 2-6

Anwendersicherheit: 8-12

Die Sicherheit des Diaphragmas ist stark abhängig von der Anwenderin. Um sicherzugehen, dass das Diaphragma gut sitzt und die richtige Größe hat, solltest du es von deinem Frauenarzt oder anderen qualifizierten Beratungsstellen vor der ersten Anwendung überprüfen lassen.

Kosten: Je nach Hersteller ca. 35-70€ für 2 Jahre plus Spermizid Gel ca. 10€

Vorteile:

  • nicht verschreibungspflichtig
  • kann überall mitgenommen werden
  • Nutzung nur bei Bedarf
  • kann bis zu 2h vor dem Sex eingesetzt werden

Nachteile:

  • Einsetzen erfordert Übung
  • Kontrolle des richtigen Sitzes durch Arzt o.Ä. notwendig
  • Einsetzen vor Sex kann als störend (Stimmungskiller) empfunden werden
  • kein Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten

Kupfermethoden

Im Bereich der Verhütung mit Kupfer gibt es die Kupferspirale, die Kupferkette und den Kupferball. Ihre Funktionsweise ist relativ ähnlich. Die Kupferionen reduzieren die Beweglichkeit der Spermien und verhindern so die Befruchtung der Eizelle. Außerdem kann durch die Wirkung von Kupfer die Einnistung einer befruchteten Eizelle verhindert werden.

Da es verschiedene Größen der Modelle gibt, sind Kupfermethoden – entgegen dem immer noch kursierenden Mythos – auch für Frauen geeignet, die noch keine Kinder geboren haben. Die Spirale und der Ball werden in die Gebärmutter eingelegt und können mit einem daran befestigten Rückholband auch wieder einfach entfernt werden. Die Kupferkette wird hingegen an der oberen Wand der Gebärmutter befestigt und hängt sozusagen in der Gebärmutter.

Methodensicherheit: 0,6

Anwendersicherheit: 1,0

Da die Kupfermethoden nach dem Einsetzen bis zu 5 Jahre in der Gebärmutter bleiben, ist auch die Anwendersicherheit sehr hoch. Die Anwenderin muss selbst keine Vorkehrungen treffen, außer den Sitz der Spirale regelmäßig überprüfen zu lassen.

Kosten: je nach Produkt und Arzt ca. 200-400€ (inkl. Einsetzen)

Vorteile:

  • nur geringer Aufwand für die Anwenderin
  • langfristige Verhütung bis zu 5 Jahre
  • auch für junge Frauen geeignet
  • sehr hohe Sicherheit

Nachteile:

  • Fremdkörper in der Gebärmutter
  • teilweise starke Schmerzen beim Einsetzen
  • Abstoßen des Fremdkörpers möglich
  • oft verstärkte Blutungen & stärkere Menstruationsschmerzen
  • höheres Infektionsrisiko
  • Kosten relativ hoch
  • Vergiftungen durch Kupfer möglich

Unter den hormonfreien Verhütungsmethoden haben Kupfermethoden zwar die meisten Nebenwirkungen und Risiken, erweisen sich aber gleichzeitig ebenfalls als wenig aufwendig und langfristige Möglichkeit zur Verhütung.

NFP (symptothermale Methode)

Mit dem Regelwerk nach sensiplan ist NFP (natürliche Familienplanung) eine sehr sichere Methode zur natürlichen Verhütung. Hierbei wird die fruchtbare Zeit im Zyklus auf wenige Tage eingegrenzt. Während der fruchtbaren Zeit muss auf zusätzliche Verhütungsmittel wie beispielsweise Kondome oder Diaphragma zurückgegriffen werden oder auf sexuellen Kontakt verzichtet werden. Vor und nach der fruchtbaren Zeit kann auf zusätzliche Verhütung verzichtet werden. Um die fruchtbare Zeit einzugrenzen, wird einerseits die Basaltemperatur gemessen und ausgewertet. Auf der anderen Seite wird ein Körpersymptom (Zervixschleim oder Muttermund) beobachtet und ebenfalls nach vorgegebenen Regeln ausgewertet. Die hierbei erhaltenen Daten und Beobachtungen werden in einem Zyklusblatt (oder alternativ in einer Zyklusapp) notiert. Erst wenn beide Auswertungen unabhängig voneinander abgeschlossen sind, wird von Unfruchtbarkeit ausgegangen.

Um die Methode zu erlernen, kann neben Fachliteratur ebenfalls ein Kurs besucht werden. Diese werden sowohl persönlich bei zertifizierten NFP Beratern, als auch online angeboten.

Bluetooth Thermometer können durch die automatische Übertragung der Messwerte in eine dazugehörige App die Anwendung von NFP erleichtern. Hier ist jedoch ebenfalls darauf zu achten, dass die App regelkonform und einwandfrei auswertet. Eine App sollte daher nicht als Ersatz für das Erlernen der Methode angesehen werden.

Methodensicherheit: 0,4
Anwendersicherheit: 1,8

Wie die Methoden- als auch die Anwendersicherheit darstellen, erweist sich die symptothermale Methode als eine sehr sichere Verhütungsmethode. Die Zahlen zur Anwendersicherheit beziehen sich jedoch auf die Anwendung der Methode im Alltag nach zuvor erlernter Anwendung der Regeln bei einer NFP Beraterin. Beim eigenständigen Erlernen und möglichen Anwendungsfehlern kann die Anwendersicherheit daher deutlich höher liegen.

Kosten: Literatur ca. 20€, Basalthermometer je nach Hersteller und Funktionen 10 – 100€, evtl. Zyklusapp ca. 30€/Jahr, evtl. NFP Kurs ca. 200€

Die Kosten schwanken natürlich stark. Je nachdem, wie die Methode erlernt wird und für welches Thermometer/App man sich entscheidet, bestehen hier zum Teil große preisliche Unterschiede.

Vorteile:

  • keine Nebenwirkungen
  • sehr sicher bei korrekter Anwendung der Regeln
  • geringe Kosten
  • bessere Körperwahrnehmung
  • Möglichkeit zur Nutzung der Methode auch bei Kinderwunsch
  • keine Verhütung an unfruchtbaren Tagen notwendig

Nachteile:

  • Regelwerk muss erlernt werden
  • Einlernphase notwendig
  • zusätzliche Verhütung während fruchtbarer Zeit
  • regelmäßiges Messen der Temperatur
  • hohe Aufmerksamkeit erforderlich

Zykluscomputer

Zykluscomputer arbeiten in der Regel ebenfalls mit der Temperatur der Anwenderin. Mit ihrem individuellen Algorithmus und unter der Eingabe zusätzlicher Aspekte (wie beispielsweise die Periode oder der Zervixschleim), wird die fruchtbare/unfruchtbare Zeit der Anwenderin bestimmt. Wird bei der Auswertung lediglich die Temperatur berücksichtigt, kann die Sicherheit der Methode deutlich niedriger sein, als bei der Auswertung von zwei Aspekten. Oft wird die gemessene Temperatur direkt an eine dazugehörige App übertragen, in der du direkt einsehen kannst, ob du fruchtbar bist oder nicht. Du solltest bei der Anwendung eines solchen Computers jedoch dennoch die Regeln der symptothermalen Methode (NFP) erlernen, um so die Auswertungen stets überprüfen zu können. Die Auswertung des Computers kann nur so sicher sein, wie der dahinterliegende Algorithmus.

Sicherheit: abhängig vom jeweiligen Produkt

Kosten: 200€ – 450€ (je nach Produkt)

Vorteile:

  • geringer Aufwand
  • automatische Übertragung der Temperaturwerte
  • leichte Handhabung im Alltag

Nachteile:

  • hohe Anschaffungskosten
  • Akkuladung notwendig
  • mögliche Strahlung
  • technische Fehler möglich
  • Regelwerk sollte dennoch erlernt werden
  • Sicherheit abhängig vom jeweiligen Tool


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Wie du siehst, gibt es einige Alternativen zur hormonellen Verhütung. Jede Methode bringt verschiedene Vor- & Nachteile mit sich.  Die Entscheidung, welche Methode am besten zu dir passt, kann ich dir natürlich nicht abnehmen. Solltest du jedoch Fragen dazu haben, kannst du dich gerne über das Kontaktformular oder via Instagram bei mir melden.